Was versteht man unter Rötung der Eichel?

Das Erscheinungsbild der geröteten Eichel wird in der medizinischen Fachsprache auch „Balanitis“ genannt und bezeichnet das veränderte Hautbild an der Penisspitze. Oftmals sind parallel auch Vorhaut und Penisschaft betroffen.

Synonyme

  • Balanitis (Entzündung der Eichel)
  • Posthitis (Entzündung der Vorhaut, meist innenseitig)
  • Kombination: Balanoposthitis

Englisch: Inflammation of the tip of the penis (Balanitis)

Überblick

Die Eichel (Glans penis) sowie die Vorhaut (Praeputium) sind die vorderen Teile des männlichen Geschlechtsorgans (Penis). „Balanitis“ bezeichnet zunächst nur die rötliche Veränderung der Haut an der Eichel, meistens sind jedoch auch die Vorhaut und der Penisschaft erkrankt. Diese Erscheinung wird häufig von klassischen Entzündungssymptomen wie Jucken und Brennen begleitet. Die Haut kann nässende Ekzeme ausbilden, eitriges Sekret absondern oder aber trocken bis schuppig sein – möglich ist auch ein wechselndes Erscheinungsbild.

Die menschlichen Genitalien haben nur wenig Luftkontakt und sind von einer feucht-warmen Atmosphäre umgeben – dem optimalen Nährklima für alle möglichen Pilz- und Bakterienstämme. Allein diese Gegebenheit begünstigt die Entstehung von Entzündungen und Hauterkrankungen. Durch additive mechanische Reizungen, wie beispielsweise dem Tragen von eng anliegender Unterwäsche oder durch häufige Reinigungsmaßnahmen, als auch durch chemische Störung des Haut-pH-Werts (Anwendung von Intimsprays, Seifen, sowie Urinrückstände) wird die dort sehr dünne Haut empfindlich gereizt. Oftmals handelt es sich um kurzfristige unangenehme Symptome, die sich jedoch gut kurieren lassen.

Ursachen

Bei etwa 5% der Knaben vor der Pubertät kommt es oft zusammen mit angeborener Vorhautverengung (Phimose) oder Vorhautverklebung (sog. Konglutination) zu kurzzeitigen Ausbildungen von infektiösen Balanitiden / Posthitiden, die durch eine ambulant durchführbare Vorhautbeschneidung gut therapierbar sind.

Die häufigste Form der Balanitis ist die sogenannte „Balanitis simplex“. Dabei ist die Penishaut stellenweise leicht gerötet, zeigt Knötchen und kleine Schuppen, begleitet von Juckreiz und Trockenheitsgefühlen.

Die „Balanitis plasmacellularis Zoon“ äußert sich in geröteten, oftmals feucht-nässenden Partien an der Eichel und am Penisschaft. Sie tritt gehäuft bei älteren, unbeschnittenen Männern auf. Als Ursache vermutet man eine Reizung mit anschließender übersteigerter Reaktion aufgrund des altersbedingten Verlusts der Hautdicke, was zur Gewebeaufweichung führen kann. Letztlich ist die genaue Entstehung aber noch nicht befriedigend geklärt.

Als „Balanitis xerotica obliterans“ (Lichen sclerosus et atrophicus, Kraurosis penis) bezeichnet man unscharf begrenzte, bläuliche, oder helle bis weiße Flecken, die bei Fortschreiten der Erkrankung in ein derb-narbiges, knorpeliges Erscheinungsbild wechseln. Beobachtet wird zusätzlich ein Zusammenschrumpfen der Vorhaut. Vermutliche Ursache ist hier eine Borelliose-Infektion. Es ist anzumerken, dass bei diesem Symptom das Risiko einer Entartung zum Hautkrebs gegeben ist.

Die „geschwürige Balanitis / ulzeröse Balanitis“ bezeichnet offene, teils nässende Stellen. Diese Form kann schmerzhaft oder asymptomatisch verlaufen. Ursache ist hier meist eine mechanische Überreizung, eine Infektion mit Herpesviren, dem Syphiliserreger oder anderen Geschlechtskrankheiten.

Im Folgenden finden Sie eine Auflistung möglicher Grunderkrankungen:

  • Gesteigerte oder zu seltene Genitalhygiene
  • Pilzinfektion (Candida)
  • Bakterielle Infektion, häufig Darmbakterien (Enterokokken)
  • Herpes-Infektion
  • Kontaktallergien (Kondome aus Latex, Parfüm sowie der dort enthaltene Alkohol, Salben, Intimkosmetika oder Seifen, Intimschmuck)
  • Systemisches Allergieleiden
  • Medikamentenallergie
  • Psoriasis (Schuppenflechte)
  • Neurodermitis
  • Syphilis
  • Feigwarzen
  • Diabetes mellitus
  • Sekundärinfektion bei Intimschmuck (Piercings etc.)

Auch andere, seltenere Krankheitsbilder können sich hinter einer Rötung verstecken:

  • Lichen ruber
  • Morbus Bowen
  • Erythroplasie Queyrat
  • Morbus Paget
  • Hidradenitis suppurativa

Was Sie selbst tun können?

Sollten Sie unter vorab aufgeführten Symptomen leiden, ist es dringend ratsam, Ihren Urologen aufzusuchen, um eine schnelle Behandlung einzuleiten.

Da sich die Entzündung von der Eichel über die Harnröhre weiter ausbreiten kann, besteht die Möglichkeit sekundär eine Harnröhrenentzündung (Urethritis), Blasenentzündung (Cystitis) und Prostataentzündung (Prostatitis) zu entwickeln. Auch eine fruchtbarkeitsgefährdende Nebenhodenentzündung (Epididymitis) ist möglich und aufgrund dessen eine frühe Diagnose und Therapieeinleitung äußerst sinnvoll.

Hilfe durch den Spezialisten

Bei Problemen im Genitalbereich ist der Urologe besonders qualifiziert. Unabhängig von einer Symptomatik sollten Männer ab dem 50. Lebensjahr sich regelmäßig einer Kontrolluntersuchung unterziehen.

Was Sie bei Ihrem Arzt erwartet?

Bevor Ihr Arzt mit spezifischeren Untersuchungen beginnt, befragt er Sie ausführlich zu den aktuellen und eventuell auch zurückliegenden Beschwerden, sowie zu bereits bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann die Beschwerden bestehen und ob sich im Verlauf der Erkrankungen Veränderungen ergeben haben?
  • Ob diese Hautveränderungen nur am Penis in Erscheinung treten, oder möglicherweise noch in anderen Körperpartien zu finden sind?
  • Ob Sie andere Symptome, wie Jucken, Brennen, Fieber oder Probleme beim Wasserlassen/ beim Geschlechtsverkehr bemerkt haben?
  • Ob kürzlich ein Wechsel des Sexualpartners stattgefunden hat?
  • Ob Sie bereits schon einmal daran gelitten haben?
  • Ob aktuelle Vorerkrankungen (Infektionskrankheiten, Diabetes mellitus) bekannt sind?
  • Ob Sie aktuell Medikamente einnehmen oder einnehmen mussten?
  • Ob Sie unter Allergien leiden (z.B. Latex)?

Untersuchungen (Diagnostik)

Zur körperlichen Diagnostik kann neben der eingehenden Blickdiagnostik und dem Abtasten der Leistenlymphknoten eine simple Abstrichentnahme häufig schon eine genaue Diagnosestellung ermöglichen. Dazu entnimmt der Arzt mit einem Wattestäbchen vorsichtig etwas Sekret oder Ablagerung aus infizierten Bereichen und kann auf bestimmten Nährböden gezielt entnommene Erregerkulturen heranzüchten.
Auch sollte vorsorglich ein Blutbild erstellt werden, anhand dessen der Arzt Ihre Entzündungsparameter, sowie die Nieren- und prostataspezifischen Werte überprüfen kann, um sekundäre, aufsteigende Infektionen ausschließen zu können.

Behandlung (Therapie)

Für die antiinfektiöse Therapie auf Basis des Erregerkulturnachweises stehen folgende Medikamente zur Verfügung:

  • Antibiotika bei Nachweis einer Bakterienbesiedlung
  • Antimykotika bei Pilzbefall
  • Virustatika bei viralen Infektionen

Zusätzlich können cortisonhaltige Cremes den Entzündungsprozess stoppen. Oftmals kombiniert Ihr Arzt diese mit kühlenden und desinfizierenden Wirkstoffen. Ebenfalls kann ein tägliches Bad des Penis’ in desinfizierender Lösung Abhilfe schaffen. Anschließend mit einem weichen Frotteetuch vorsichtig abtrocknen sowie, falls verordnet, Mullstreifen in diese Lösung eintauchen und auf die entzündeten Stellen legen und die Vorhaut vorziehen. Bestenfalls feucht halten und mehrmals täglich wechseln.

Operativ besteht die Möglichkeit bei bestehender Vorhautverengung diese durch einen ambulanten Eingriff zu entfernen. Dies ist durchaus sinnvoll, wenn Sie unter gehäuft auftretenden Entzündungen im Eichel- oder Vorhautbereich leiden.

Vorbeugung (Prävention)

Die Ablagerung der sogenannten „Vorhautschmiere“ (Smegma) bei unbeschnittenen Männern ist ein natürlicher Vorgang. Sie besteht größtenteils aus alten abgeschilferten Epithelzellen der Penishaut und Sekreten der Eichel- und Vorhautdrüsen.

Bei regelmäßiger Reinigung mit klarem Wasser stellen diese Ablagerungen keine Gefahr dar. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass sich das Smegma bei längerer Nichtentfernung zu zersetzen beginnt, wobei sich ein unangenehmer Geruch ausbilden und es zur Infektion kommen kann.

Umgekehrt besteht bei übersteigerter Reinlichkeit die Gefahr eine Reizbalanitis. Jede Haut benötigt einen leicht sauren pH-Wert bei ungefähr 5,5, um ihre Funktion als Eindringbarriere für pathogene Erregerkeime ausführen zu können. Wird dieser pH-Wert nun zu häufig durch Kosmetika oder Waschmittel gestört, verliert die Haut ihren Eigenschutz und Fremdkeime können erleichtert eindringen und sich vermehren. Hier bieten pH-neutrale Waschlotionen zwar eine gute Alternative, bedenken Sie jedoch dabei, dass auch die mechanische Reizung durch den Waschvorgang mit Ihren Händen den Säureschutzfilm auf der Haut angreift. Vermeiden Sie daher ein zu häufiges Waschen mit Lotionen.

Wichtig ist auch, dass Ihr Geschlechtspartner mit untersucht und gegebenenfalls mitbehandelt wird, da sonst die Gefahr der immer wiederkehrenden wechselseitigen Ansteckung (Pingpong-Effekt) besteht. Im akuten Stadium sollten Sie zudem auf Geschlechtsverkehr verzichten, da dieser eine zusätzliche Reizung darstellt. Bei einer Erkrankung mit infektiöser Komponente sollten Sie unbedingt ein Kondom verwenden, um Ihren Partner nicht zu gefährden.

Achten Sie besonders darauf, bei infektiöser Ursache benutze Handtücher und Wäsche bei mindestens 60°C (besser 90°C) ausreichend lange zu waschen, um mögliche Übertragungs- und Wiederansteckungsquellen zu beseitigen.

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